Gedenken für die „Toten Engeln von Laberweinting”

Veröffentlicht am 02.11.2022 in Allgemein

Gedachten der in Laberweinting ermordeten polnischen, ukrainischen und russischen Kindern von Zwangsarbeiterinnen: (v.l.) Josef Zellmeier, MdL, Vertreterin der Pfarrgemeinde, 3. Bürgermeisterin Maria Kick, Andreas Bialas, Vertreter des Generalkonsulats der Republik Polen in München sowie die beiden SPD-Ortsvorsitzenden Barbara Kasberger und Michael Meister in Vertretung des SPD-Arbeitskreises Labertal

 

Gegen das Vergessen

Erstmnals nach 10 Jahren erfolgt ein offizielles Gedenken für die „Toten Engeln von Laberweinting”

Am vergangenen Sonntag legte der Vertreter des Generalkonsulats der Republik Polen in München, Andreas Bialas, erstmals auf dem alten Friedhof in Laberweinting einen Kranz im Gedenken an die in den Jahren 1944/45 ermordeten polnischen, ukrainischen und russischen Kindern von Zwangsarbeiterinnen nieder. Allein in Bayern sind derzeit rund 30 dieser sogenannten Ausländerkinder-Pflegestätten bekannt. Hier wurden in den beiden letzten Kriegsjahren die Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen verwahrt. Auch in Laberweinting gab es eines dieser „Polenkinderlager” in dem die Neugeborenen systematisch durch Vernachlässigung dem Tode preisgegeben wurden. In Laberweinting starben von den rund 100 betreuten Kinder 62.

Für die Gemeinde Laberweitning war 3. Bürgermeisterin Miaria Kick anwesend, auch die Pfarrgemeinde hatte eine Vertreterin geschickt, da der Gedenkstein vom Ortsgeistlichen betreut wird. Gemeinsam gedachte man den verstorbenen Kindern und betete ein Vaterunser.  Landtagsabgeordneter Josef Zellmeier bekräftigte, dass die Erinnerung an die Opfer der Nazi-Diktatur  wachgehalten werden müsse und bedankte sich für die intensive Recherche des SPD-Arbeitskreises Labertal in den Jahren 2011/12 die diese unvorstellbaren Taten ans Licht gebracht haben. Zellmeier erinnerte auch an den damaligen Ortsgeistlichen Pfarrer Alois Schefbeck, der Buch über die Toten führte.

„Wir haben ja nichts gewusst“

Dem langegepflegten und hier auch wieder dargestellen Narrativ „Wir haben ja nichts gewusst“ muss aber entschieden wiedersprochen werden. Das Kinderheim lag mitten im Ort, bei der Einrichtung und Verwaltung waren der damalige Bürgermeister und die Laberweintinger Nazi-Größen, ebenso wie der Bader und die Hebamme, persönlich eingebunden. Zeugen sagten in einem späteren Kriegsverbrecherprozess aus, dass die schrecklichen Verhältnisse im Heim bekannt, das Weinen und Schreien der Kinder bis auf die Straße zu hören waren. Laberweintinger Geschäfte belieferten das Heim, u.a. mit 2x 300 Eiern oder unzähligen Gläsern Marmelade. Nicht zuletzt hatte Pfarrer Schefbeck entgegen den Weisungen der Kreisleitung die Kinder der Ostarbeiterinnen getauft und die toten Kinder mitten auf dem Dorf-Friedhof beerdigt. Dazu wurden extra kleine weiße Kindersärge besorgt, die die Ministranten zur Beisetzung tragen mussten. Pfarrer Schefbeck wurde nicht nur deswegen von der Gestapo beobachtet, mehrmals einberufen und verhört. Auch kleinere Strafen sollten ihn in seinem Tun einschränken – aber ohne Erfolg.

In der Nachkriegszeit verfielen das Lager und das Schicksal der Kinder dem kollektiven Vergessen. Nur zu gerne verdrängte man am Ort die Existenz dieser Einrichtung. Eine Strafverfogung durch deutsche Gerichte fand nicht statt, in einem Verfahren der amerikanischen Militärbehörde 1946/47 wurde die Verantwortung aussschließlich auf die weißunsggebundenen Pflegerinnen, selbst zwangsrekrutierte Ostarbeiterinenn abgewälzt.

Eine Herzensangelegenheit

Für Andreas Bialas ist das Gedenken an diese vielfach vergessenen die Opfer der NS-Diktatur eine Herzensangelegenheit. Er besucht seit Jahren regelmäßig in den Tagen vor und nach Allerheiligen polnische Grabstätten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in vielen bayerischen Städten und Gemeinden, um dort Kränze niederzulegen und damit der Toten zu gedenken. „Wir wollen die Erinnerung an das Geschehene wachhalten und den Opfern die Würde, Anerkennung zurückgeben und zugleich ein Zeichen der Versöhnung zu setzen”, so Bialas. Bialas recherchiert unermüdlich, sucht nach Menschen, die von den Nazis nach Bayern oder grenzüberschreitend nach Österreich verschleppt wurden, probiert ihr Schicksal aufzuklären und den Kontakt zu ihren Nachfahren in Polen herzustellen. Aktiv bleiben bedeutet für Bialas nicht nur die Spuren zu verfolgen und zu dokumentieren. Bialas legt einen großen Wert darauf, dass die Erkenntnisse auch öffentlich bekannt werden. 10 Jahre nach dem Errichten des Gedenksteins wurde den „Toten Engeln von Laberweinting” nun erstmals offiziel gedacht und Andreas Bialas sowie der SPD-Arbeitskreis Labertal wollen dies zukünftig zur Tradition machen.

 

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