SPD im DIALOG mit den NaturFreunden

Veröffentlicht am 16.06.2023 in Ortsverein

Freuten sich über einen gelungenen Abend und ein Wiedersehen: Referent Dr. Klaus-Dieter Groß (li.), Barbara Kasberger (re.) und Michael Meister (Mitte)

„Von NaturFreunden fest umzingelt“

SPD diskutierte gemeinsame Geschichte und aktuelle umweltpolitische Themen

Die Geiselhöringer SPD lud am vergangenen Dienstag in die Taverne Korfu den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden der NaturFreunde Niederbayern/Oberpfalz, Dr. Klaus-Dieter Groß, zum Diskussionsforum „SPD im DIALOG“ ein. Für NaturFreunde und SPD ist Nachhaltigkeit eine Vision, in der wirtschaftliche Entwicklung dauerhaft mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verträglichkeit verbunden ist. Obwohl in den Reihen der örtlichen SPD nahezu unbekannt, sind die NaturFreunde in der Region fest verwurzelt. „Mit NaturFreunde-Ortsgruppen in Straubing, Landau/Isar, Pilsting, Landshut, Regensburg, Kelheim, usw. sind die Geiselhöringer von NaturFreunden fest umzingelt“, so Dr. Klaus-Dieter Groß. Allein in Ostbayern gebe es 15 NaturFreunde -Häuser.

SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger begrüßte Klaus-Dieter Groß, einen guten Freund aus ihrer Studienzeit in Regensburg, sowie eine Reihe interessierter Zuhörer. „Es ist mit der SPD und den NaturFreunden genauso wie mit Dieter und mir – man hat sich einfach irgendwann aus den Augen verloren“, erklärte Kasberger in ihrer Begrüßung. Klaus-Dieter Groß konnte das „irgendwann“ in seiner Einleitung zu den Gemeinsamkeiten zwischen SPD und NaturFreunden auch ganz genau definieren: Es war nach dem Krieg, als sich die NaturFreunde wiedergründeten und von den Alliierten nur als unpolitischer Umweltverband zugelassen wurde. Aber auch die Differenzen zwischen der SPD, allen voran Kanzler Willy Brandt, und den NaturFreunden zum Thema Atomkraft habe die beiden „Familienmitglieder“ entzweit, so Groß weiter.

Die NaturFreunde als Teil der sozialdemokratischen Familie

Als die NaturFreunde 1895 gegründet wurden, war die Industrialisierung mit ihrer rücksichtslosen Ausbeutung in vollem Gange, so der Referent in seiner Rückschau. Von der herrschenden Klasse war das Proletariat ausgegrenzt und diskriminiert worden. Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung kämpfte für die Befreiung des Menschen aus Abhängigkeiten und Unterdrückung, die sich in der proletarischen Kultur- und Freizeit-Organisation der NaturFreunde widerspiegelte. Die NaturFreunde hatten von jeher den Anspruch und das Streben nach Toleranz, Meinungsvielfalt, Solidarität und Internationalismus, so dass sie Ende der 20er Jahre und Anfang der 30er Jahre von den antidemokratischen Kräften, die in dieser Zeit in der Weimarer Republik die Oberhand gewannen, zunehmend verfolgt und dann verboten wurden.

In der Weimarer Republik hatte die NaturFreunde-Bewegung Deutschland, Österreich und Böhmen mit einem dichten Netz von Herbergen überzogen. Im Gegensatz zu Unterkünften anderer Vereinigungen, wie zum Beispiel dem Alpenverein, verteilen sich die NaturFreunde-Häuser über alle Landschaftsgebiete: von den Bergen Bayerns und Österreichs über die Mittelgebirge Mitteldeutschlands und Böhmens bis an die Strände der Ostsee. Keine reichen Gönner standen ihnen zur Seite. Arme, von hohem Idealismus beseelte Leute waren es, die Sonntag für Sonntag, bei Sonnenschein und Regen, Balken und Ziegel schleppten, bauten und klopften, Quellen fassten, die Schlafräume einrichteten und Brennmaterial herbeitrugen.

Verboten und verfolgt – der gemeinsame Weg in den Widerstand

Mit dem Sieg des Faschismus 1933, dem Verbot von KPD, SPD und Gewerkschaften wurde auch allen NaturFreunde-Gruppen die Aktivitäten untersagt. Nicht wenige waren der Hetzjagd durch die Nazis ausgesetzt und gingen in den aktiven Widerstand. Als nach der Machtergreifung durch Hitler die NaturFreunde-Häuser in Deutschland enteignet wurden, war die große Gemeinde der deutschen Arbeiterwanderer heimatlos geworden. So schlich man über die Grenzberge nach Österreich und ins Sudetenland, steckte das Abzeichen an und wurde brüderlich aufgenommen. 1933 hatten die NaturFreunde begonnen, einen organisierten Fluchthilfedienst über die Alpen und die Pyrenäen aber vor allem dem Böhmerwald aufzubauen. Die deutschen Genossen und ein Jahr später die Österreichischen Sozialdemokraten, die vor dem rechten Terror flüchten mussten, wurden auf unkontrollierten Bergwegen über die Grenzen geführt. NaturFreunde halfen auch jüdischen Flüchtlingen bei der Flucht aus Nazideutschland und Österreich. Die NaturFreunde-Häuser waren Anlauf- und Rettungsstationen für bedrängte Flüchtlinge und Emigranten. Auch die Arbeiterzeitung wurde von sudetendeutschen und tschechischen NaturFreunden aus der Tschechoslowakei nach Österreich und Deutschland geschmuggelt – bis nach Straubing, Landshut und Regensburg. So liefen auch viele Berichte und Fotos über die Bluttaten der Nationalsozialisten über die deutsch-tschechische Grenze zum Grenzsekretariat der Exil-SPD, das sie zur Veröffentlichung an die Sopade, der Exilleitung der SPD, weiterleitete. Fünf Jahre später, 1938, widerfuhr den NaturFreunden des Sudetenlandes das gleiche Schicksal: auch ihre Häuser gingen verloren. In Deutschland, in Österreich und im Sudetengebiet war die Bewegung ausgelöscht, die Idee aber konnte nicht zerstört werden.

Die NaturFreunde Deutschland

Heute, so Klaus-Dieter Groß, haben die NaturFreunde Deutschlands, ein sozialökologischer, politischer Freizeitverband, mehr als 66.000 Mitglieder in 550 Ortsgruppen mit fast 400 NaturFreunde-Häusern. Der international aktive Verband vereint Menschen, die sich für Sport, Umweltschutz, Politik und Kultur interessieren und engagieren. Im Landesverband Bayern versammeln sich rund 20.000 Mitglieder. Vom Skifahren und Bergsteigen über Mountainbiken, Klettern und Wandern bis hin verschiedenen Wassersportarten haben die NaturFreunde für jeden Geschmack und Kenntnisstand das richtige Angebot - gemeinschaftlich und mit Rücksicht auf unsere Natur, wie Klaus-Dieter Groß darstellte. Die Türen der NaturFreunde-Häuser stehen Mitgliedern und Nichtmitgliedern für die kleine Rast und den großen Urlaub offen – „ein Blick ins Internet lohnt sich“.

Von der Friedensbewegung bis zur Ukraine-Hilfe, aber leider im Schatten von Greenpeace, BUND oder „Fridays for Future“

Gefragt nach den aktuellen Anliegen der Naturfreunde, erklärte der Referent, dass die von den NaturFreunden stark unterstützte Friedensbewegung der 80er Jahre auch heute noch dort tief verwurzelt ist. „Die Ostermärsche für den Frieden und gegen Atomkraft, die haben die NaturFreunde initiiert und organisiert“, so Groß. Aktuell gäbe es eine Friedenswanderung vom EU-Parlament in Straßburg bis zum ehemaligen KZ-Theresienstadt in Böhmen um gegen den Ukraine-Krieg Russlands zu demonstrieren. Im Umweltbereich würden die Aktionen der NaturFreunde, oft federführend bei Großveranstaltungen, durch das mediale Übergewicht von Greenpeace, BUND oder „Fridays for Future“ von der Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis genommen, so der Referent.

Herausforderungen der Gegenwart

Schon 2017 haben die NaturFreunde mit ihrem „Manifest für eine soziale und ökologische Transformation“ einen neuen Gesellschaftsvertrag gefordert. „In unserem Manifest heist es“, so Klaus-Dieter Groß, „der Sozialstaat in seiner heutigen Form gerät an Grenzen. Die Demokratie wird geschwächt, der soziale Zusammenhalt zerbricht, die Idee des Fortschritts ist fragwürdig geworden, das Kräftever­hältnis zwischen Kapital und Arbeit wird kräftig verschoben. Unsere Gesellschaft steckt in einer tiefen Interpretations- und Orientierungskrise“. Als Lösungen forderten die NaturFreunde schon 2017 die „nachhaltige Stadt“, die Energie- und Verkehrswende sowie eine Agrarwende, erklärte der Referent und beschrieb die Lösungsansätze für sich mit dem Satz: „Solidarisch von anderen lernen!“

 

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Ansaatanleitung Bienenweide

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