Fachgespräch "Digitalisierung im Gesundheitswesen"

Veröffentlicht am 10.07.2017 in Veranstaltungen

Freuten sich am Ende eines interessanten Fachgesprächs mit intensiver Diskussion: (v.li) SPD-Kreisvorsitzender Martin Kreutz, Leiter der Tk Bayern, Martin Bredl, Ruth Müller, MdL, Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann und Christian Schwarz, stellvertretender Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf

 

2018 kommt die elektronische Patientenakte

KreisSPD diskutierte über „Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“

Über die Möglichkeiten, die Digitalisierung im Gesundheitsbereich zu nutzen, diskutierte die LandkreisSPD in einem Fachgespräch am Freitagabend im Klinikum Bogen mit dem Leiter der Techniker-Krankenkasse Bayern, Christian Bredl, dem stellvertretenden Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, Christian Schwarz, der Landtagsabgeordneten Ruth Müller, der Juso –Bundesvorsitzenden Johanna Uekermann sowie interessierten Zuhörern. 

 

Anfang des Jahres 2015 trat das EhealthGesetz in Kraft, um telemedizinische Leistungen, elektronische Gesundheitskarte und die digitale Nutzung im Medizin- und Verwaltungsbereich voranzutreiben. Nach wiederholter Verzögerung der Digitalisierung im Gesundheitssystem soll nun schon 2018 eine elektronische Patientenakte starten. Hier müsse aber noch an Tempo zugelegt werden, bisher hat das Gesetz für den Patienten nur das Bild auf der Karte gebracht, so Martin Kreutz in seiner Einführung.

 

Christian Schwarz, stellvertretenden Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, stellte die derzeitigen Möglichkeiten vor, die Digitalisierung im Krankenhaus zu nutzen. Neben dem Datenaustausch mit anderen Kliniken zur Optimierung  der Diagnosetätigkeit, seinen interne Abläufe der wichtigste Faktor. Von der Aufnahme über die Dokumentation bis zur Abrechnung könne die Digitalisierung die Arbeit im Krankenhaus erleichtern. Hier sei man in den Kreiskliniken aber erst am Anfang und es stehen noch große Investitionen bevor. Schwarz verwies auch auf die digitale Zusammenarbeit im Bereich der Notfallversorgung, wo Fachärzte in den Integrierten Leitstellen die Notarzteinsätze begleiten und die Aufnahme der Notfälle in der Klinik vorbereiten können.

In seinem Referat erläuterte Christian Bredl, Leiter der zweitgrößten Krankenkasse Bayerns, dass sich sein Unternehmen der Herausforderung „Digitalisierung“ stelle und die Techniker Krankenkasse (TK) zu den Gesundheitsdiensten gehöre, denen die Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte zu schleppend abläuft. Die TK sehe sich „als Lokomotive bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen“. „Die Digitalisierung schreitet auch im Gesundheitswesen unaufhaltsam voran“, machte Bredl deutlich, und die Behandlungsmöglichkeiten werden dadurch auch erweitert werden. Ziel müsse es sein, digitale Angebote und klassische Beratung miteinander zu vernetzen, um so die Patienten optimaler betreuen zu können. Bredl erläuterte am Beispiel der elektronische Gesundheitsakte mit Medikationsplan die Vorteile der Digitalisierung:

Die elektronischen Gesundheitskarte mit Medikationsplan

In Bayern nimmt jeder achte TK-Versicherte regelmäßig fünf oder mehr Medikamente. "Bei den über 60-Jährigen ist es sogar jeder Dritte", sagte Christian Bredl nach Auswertung der aktuell vorliegenden Verordnungsdaten. Wer mindestens drei Medikamente gleichzeitig verordnet bekommt, hat Anspruch auf einen Medikationsplan. Bislang gibt es ihn aber nur auf Papier. Bredl: "Ab 2018 soll der Medikationsplan auf Wunsch des Versicherten auch auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden können. Damit bringt die Digitalisierung wieder ein Stück mehr Sicherheit für die Patienten." Diese erhöhte Arzneimitteltherapiesicherheit käme besonders chronisch Kranken und ältere Patienten zugute. Künftig soll der Medikationsplan Teil einer elektronischen Gesundheitsakte (eGA) werden.

Wie dramatisch das ist, zeigen Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Dort geht man davon aus, dass in Deutschland 12.000 bis 58.000 Patienten pro Jahr durch Medikamentennebenwirkungen eine dauerhafte Schädigung erleiden oder sogar sterben. Jährlich kommt bundesweit rund eine Million Patienten wegen dieser unerwünschten Wirkungen in die Klinik. Laut den TK-Daten bekommen vor allem Ältere häufig fünf oder mehr Medikamente verschrieben. Senioren sind besonders anfällig für Neben- und Wechselwirkungen von Arzneien. Ärzte und Apotheker haben durch den Medikationsplan eine Übersicht, welche Medikamente parallel eingenommen werden und können unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen leichter erkennen.

Alle Krankenkassen sollten per Gesetz verpflichtet werden, jedem Versicherten eine elektronische Patientenakte anzubieten, deren Grundfunktionen überall gleich sind. In diese Akte könnten zum Beispiel Informationen zu den verordneten Arzneimitteln, ambulante Diagnosen, Krankenhausbefunde oder Röntgenbilder einfließen. Jeder Kunde sollte auch eigene Daten hinzufügen können wie Tracker-Daten oder auch Informationen aus seiner Blutzucker-App oder zu Medikamenten, die er selbst kauft und in Eigenregie einnimmt. Das Entscheidende ist: Herr über seine Daten muss alleine der Versicherte bleiben. Er muss also auch seine Krankenkasse außen vor lassen können. Und: Die Nutzung muss absolut freiwillig sein. Wer das nicht möchte, darf keine Nachteile haben. „Ich bin strikt dagegen, Beiträge mit gesundheitsbewusstem Verhalten zu verknüpfen“, sagt Christian Bredl.

„Die Digitalisierung kann persönliche Zuwendung des Arztes nicht ersetzen!“

„Wir müssen uns mit den Chancen der Digitalisierung auf allen Ebenen auseinandersetzen, damit wir sie gestalten können“, machte die Abgeordnete Ruth Müller deutlich. Bei allen technischen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, werde sie aber niemals die persönliche Zuwendung des Arztes ersetzen können, ist sich Müller sicher.

„Die nächste medizinische Revolution wird sein, wie wir medizinische Daten intelligent zusammenführen und diese für die bessere Versorgung der Menschen, nutzen“, erklärte Johanna Uekermann. „Unabhängig von den zu überwindenden Distanzen kann die Digitalisierung dazu beitragen, eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu sichern und zu verbessern. Dazu müsse aber endlich auch in allen Regionen Bayerns das schnelle Internet zur Verfügung stehen“, ergänzte die Juso-Bundesvorsitzende.

Datensicherheit in der Diskussion

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Digitalisierung Chancen biete, aber der Schutz der Daten für die Versicherten eine hohe Priorität habe. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen dazu setzen, waren sich die Teilnehmer einig. Bei all diesen technischen Möglichkeiten ist die Datensicherheit den Bürgerinnen und Bürgern sehr wichtig, das sehe man auch als große Herausforderung an, denn das Vertrauen der Versicherten in ihre Kasse sei ein hohes Gut, erklärte Christian Bredl und forderte, dass die allein die gesetzlichen Krankenkassen die elektronische Patientenakte führen sollten. „Denn die Krankenkassen sind staatlich reguliert – anders als US-amerikanische Konzerne oder Start-ups. Denen kann man nicht auf die Finger klopfen, wenn sie Missbrauch mit Daten betreiben – den Krankenkassen schon“, so Bredl.

Die praktische Umsetzung der individuellen Freigabe einzelner Daten sahen die Zuhörer als eines der größten Probleme. „Was ist wenn ich einen Unfall habe und diese schnell benötigte Entscheidung nicht mehr selber treffen kann?“ war eine der unbeantworteten Fragen.

 

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